Ergotherapie Eichenau  Anja Flores

Praxis für Kinder und Erwachsene



Indikation:

Störungsbildunabhängig. Bei Störungen in der Handlungssteuerung mit mindestens einer Einschränkung der nachfolgenden Funktionen: der Selbstregulierung, der Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen, der Handlungsorganisation, Handlungsdurchführung und Koordination. Das sind Kinder und Jugendliche mit z.B. folgenden Diagnosen:

  • F82-  umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen (UEMF)
  • F84-   tief greifende Entwicklungsstörungen
  • F81.8  Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten, nicht näher bezeichnet
  • F90-  ADHS, ADS, hyperkinetische Störungen
  • F91-  Störungen des Sozialverhaltens
  • kombinierten Störungen des Sozialverhaltens und der Emotionen
  • F93-  emotionale Störungen des Kindesalters
  • F94-  Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
  • F98-  andere Verhaltens- und emotionales Störungen mit Befinn in der Kindheit und Jugend
  • bestimmte neuropädiatrische Erkrankungen
  • F70-  Intelligenzstörungen

Ziele:

  • Verbesserung von Selbstregulation und Selbststeuerung
  • Verbesserung der eigenaktiven zentralnervösen Aktivierungsbereitschaft und der selektiven Aufmerksamkeitsleistungen
  • Verbesserung von Handlungsorganisation und Handlungssteuerung
  • Anbahnung, Generalisierung und Transfer der betätigungsorientierten Fertigkeiten in den Alltag

Bei Bedarf Verbesserung von Grafomotorik, Gedächtnisleistungen, grob- und feinmotorischer Koordination, des Schriftbildes, des Selbstbewusstseins und der emotionalen Stabilität

Es ist speziell für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren entwickelt worden, ist aber abgewandelt auch bei Erwachsenen mit cerebralen Dysfunktionen und psychischen Erkrankungen sehr gut anwendbar.

Zeitlicher Umfang und Verordnungsmodalitäten

Der zeitliche Umfang des gesamten Wunstorfer Basistrainings für Kinder/Jugendliche im Alter von 6-14 Jahren beträgt bei Durchführung aller 7 Trainingsbausteine 20-30 Therapieeinheiten. Auch hier ist der tatsächliche Bedarf vom Strörungsbild, dem Entwicklungsstand des Kindes und dessen psychosozialen Bedingungen abhängig. Das Training kann je nach Diagnose und Indikationsschlüssel entweder im Rahmen einer sensomotorisch-perzeptiven oder auch einer psychisch-funktionellen ergotherapeutischen Behandlung durchgeführt werden.

 

Leitgedanken

 

  • Die Leitlinien der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften werden beachtet (www.leitlinien.org)
  • ICF: unbedingte Berücksichtigung von Aktivitäten, Partizipation und Umweltbedingungen (Enge Beratung vor allem der Eltern und Zusammenarbeit/Beratung von Pädagogen. Umfeldanpassung)
  • Klientenanliegen und Betätigungsanliegen: konkrete Teilhabe- und Betätigungsprobleme werden direkt bearbeiten
  • Gemeinsame Formulierung von Therapiezielen: gemeinsam mit Kind und Eltern konkret und für alle überprüfbar, überschaubar und transparent.
  • kurze Therapieintervalle mit zwischen 20 bis 30 Therapieeinheiten. Befähigung zu Eigenverantwortung (Erlernen von Lösungsstrategien für Kind und Eltern)
  • psychiatrischer Ansatz innerhalb der klientenzentrierten Problemeingrenzung im COPM möglich (Verhaltens- und Konzentrationsstörungen, Ängste, depressive Verstimmungen)
  • Ressourcenaktivierung: Stärken und Einsatz des Kindes werden gefördert und direkt jede Therapie-Einheit gewertschätzt. Dadurch wachsen Engagement, Selbstbewußtsein und Selbstwirksamkeit des Kindes sowie die Wertschätzung ihres Kindes durch den anwesenden Elternteil.
  • Wochenprotokoll der Eltern über die Fortschritte an den Therapiezielen und über auftauchende Schwierigkeiten im Alltag: Einbezug des Alltags in die Behandlung mit Beratung und Empowerment zum Entwickeln eigener Lösungsstrategien sowohl durch das Kind als auch durch die Eltern
  • Häusliches Ergotraining: Förderung der Generalisierungs- und Transfereffekte in den Alltag des Kindes
  • Einbeziehen der Eltern,d.h. Mutter oder Vater sind während der Behandlung anwesend (wenn nicht kontraindiziert): besseres Verständnis für die Schwierigkeiten des eigenen Kindes, konstruktiver Umgang damit durch Modellernen, Erlernen von Tricks und Kompetenzen, um den Fertigkeitserwerb des Kindes wirksamer fördern zu können.
  • Synergie der Therapieansätze: verhaltenssteuernde Interventionen, kognitiver Ansatz und sensomotorisch-perzeptive Strategien umgesetzt in Betätigungsorientierung - Wochenprotokoll-Alltagsbezug - Koordinationsschulung - Aufpassübungen - Ruhig-mach-Tricks und Wach-mach-Tricks.
  • Einbau des evaluierten Alertness-Programmes: das Kind lernt sensomotorisch-perzeptive Strategien zum eigenständiges Ansteuern des angemessenen zentralnervösen Erregungszustandes für die entsprechenden Anforderungen.
  • Einbezug Kindergarten/Schule: Beratung, Optimierung des dortigen Umfeldes und Nutzung der Kompetenzen der Pädagogen für eine koordinierte Zusammenarbeit
  • Optimierung der häuslichen Umwelt durch die Analyse-Checkliste und gezielte Interventionen

Stundenablauf, ritualisiert

  1. Elternberatung 10 min
  2. Einstiegsphase mit sensomotorisch-perzeptiver Zentrierung mit Begrüßungsritual
  3. Alltagscheck (Regeln, TokenSystem, Bezug Besonderes der letzten Woche, Bezug auf Wochenprotokoll der Eltern mit Erarbeiten von Lösungsmöglichkeiten und deren Eintrag in den aktuellen Ergo-Haustrainingsplan)
  4. Wach-mach-Phase: Bewusstmachung des Erregungszustandes durch den Drehzahlmesser. Erprobieren verschiedener Tricks zum Austarieren mit anschließender,gemeinsamer Auswertung und Eintrag in den aktuellen Ergo-Haustrainingsplan)
  5. Trainingsphase mit der Arbeit an den Therapiezielen (Einsatz individueller zielführender Trainingsprogramme): Fertigkeiten und Handlungsmuster entwickeln, hilfreiche Strategien ermitteln und anwenden (aufgabenspezifisch und global), Selbstwirksamkeit erleben und gezielt aufbauen.
  6. Reflexionsphase für Generalisierung und Transfer: Heutiges Ziel erreicht? Was hast du heute gelernt? Wo kannst du das Gelernte noch gebrauchen?

Trainings- und Wochenpläne  sowie als wirksam erlebte Strategien werden schriftlich/visuell aufbereitet in einem Ergo-Ordner festgehalten, der jedes Mal erweitert wird.